Überspringen zu Hauptinhalt

Zwei Bilder aus Bertrand Bonellos SAINT LAURENT – über den Modegott Yves Saint Laurent, der von Gaspar Ulliel (und im Schlussakt von Helmut Berger!) gespielt wird. Unter den (vielen) biografischen Filmen im diesjährigen Cannes-Wettbewerb wahrscheinlich derjenige Film, von dem man am ehesten so etwas wie eine genuin filmische Vision erwarten kann.

Die anderen mehr oder weniger biografischen Filme: JIMMY’S HALL (Regie: Ken Loach. Ein Portrait des politischen Aktivisten Jimmy Gralton), MR. TURNER (Regie: Mike Leigh. Ein Portrait des englischen Malers J.M.W. Turner), FOXCATCHER (Regie: Bennett Miller. Die Handlung dreht sich um die wahre Geschichte des paranoid-schizophrenen Multimillionärs John Du Pont), CLOUDS OF SILS MARIA (Regie: Olivier Assayas. Angeblich eine poetisch gebrochene, fiktionalisierte Biografie von Juliette Binoche, die eine Variation ihrer selbst spielt). Auch Alice Rohrwachers LE MERAVIGLIE soll (auto-) biografische Züge haben. Nicht zu vergessen: der Eröffnungsfilm GRACE OF MONACO ist ein biografischer Film (der schlimmsten Sorte, fürchte ich) und auch Abderrahmane Sissakos TIMBUKTU basiert auf einer wahren Begebenheit.

Der Eröffnungsfilm der Reihe ‚Un Certain Regard‘ versteht sich als „Portraitfilm”, im Mittelpunkt steht eine 60-jährige Nachtclubbesitzerin, die sich selbst spielt. Asia Argentos L’INCOMPRISE wird als „semi-autobiografisch” beschrieben. Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner (eine alte Revolver-Verbündete) zeigt ihren Film über Heinrich von Kleist, AMOUR FOU – so weit ich sehe der einzige deutsch-sprachige Film in Cannes. Bestimmt kein klassisches Biopic, aber dennoch: ein Film über eine historische Persönlichkeit. usw

Ich glaube, man kann bei dieser Massierung biografischer Erzählung von einer Tendenz sprechen. Aber was sagt sie uns? Ist das eine Krise der Fiktion? Würde jedenfalls zu unseren anderen Krisen passen… 

(Eingestellt von Christoph)