Überspringen zu Hauptinhalt
Rabo de Peixe



Rabo de Peixe (Fish Tail) von Joaquim Pinto und Nuno Leonel und IEC LONG von João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata sind zwei Dokumentationen, die aus einer persönlichen Bindung der Filmemacher zu einem Ort entspringen. Was die Filme jedoch unterscheidet: Rabo de Peixe wird im Präsenz erzählt, IEC LONG im Präteritum.

Das Fischerdorf Rabo de Peixe liegt auf den Azoren. Ende 1998 besuchten Joaquim Pinto und Nuno Leonel das Dorf und beschlossen dort einen Film zu drehen. 2001 waren die Arbeiten abgeschlossen, man schickte den Film zum Fernsehsender nach Portugal. Dort war man allerdings ratlos, Rabo de Peixe wurde umgeschnitten und gekürzt. Pinto und Leonel blieben für weitere sieben Jahre auf den Azoren.
Die nun neu geschnittene Fassung von Rabo de Peixe (Forum) schaut den Fischern sehr genau bei ihrer Arbeit zu. Vor allem Pedro, der die beiden Filmemacher in seinem kleinen Boot immer wieder mit auf die See nimmt. Gleichzeitig ist es jedoch auch ein Film über die beiden Filmemacher, über ihr gemeinsames Leben, über ihre Gefühle und Gedanken. Als Leonel einmal unter Wasser filmt, stellt sich Pinto, der im Boot bleibt, vor, dass sein Mann  von einem Seeungeheuer aufgefressen werden könnte. Auch wenn nun Rabo de Peixe gut 15 Jahre später neu montiert wurde, so haben die Filmemacher entschieden, den Film ganz in seiner ursprünglichen Zeit zu belassen. So finden sich im gesprochenen Kommentar keine Bezüge zu unserer Gegenwart, auch am Ende gibt es keine der sonst üblichen Texttafeln, die darüber informieren, was in den Jahren mit dem Dorf und seinen Fischern geschehen ist.
Gegen Ende der Dreharbeiten trat Portugal der Eurozone bei. Der Euro kam plötzlich auf die kleine Inselgruppe, die rund 1500 Kilometer von Portugal entfernt liegt. Was die neue Währung wohl bedeuten würde, fragte sich Joaquim Pinto und lieferte gleich eine Antwort: Ein anderer muss einen Film darüber machen.

Der 30-minütige IEC LONG (Forum Expanded) ist als langer Blick zurück erdacht, man zeigt zwar die Gegenwart, doch die offenbart sich nur mittels eines Schwenks in die Vergangenheit. Im Zentrum steht die Feuerwerksfabrik Iec Long in Macau, die bis Mitte der 70er Jahre Feuerwerkskörper produzierte. Neben Männern und Frauen arbeiteten dort auch viele Kinder. Der Schutz der Arbeiter war minimal, es kam oft zu Explosionen. João Rui Guerra da Mata verbrachte seine Kindheit in unmittelbarer Nähe dieser Fabrik und ausgehend von seinen Erinnerungen, ergründet IEC LONG einen Ort, der heute nur noch als Ruine wahrgenommen wird. Verschiedene Erinnerungen überlagern sich: Ein alter Mann, der heute das verwahrloste Grundstück bewacht, erzählt von seiner Arbeit in der Fabrik. Fotos zeigen Kinder bei der Arbeit. Ein Junge wandert als Geist durch die Ruinen. Am Schluss verlassen wir die Fabrik und der Film schaut Jugendlichen beim Billardspiel zu. Feuerwerk gibt es immer noch, allerdings nicht mehr made in Macau.

(Hannes)