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Heute um 16h im .CHB: 

FASSBINDEROLOLGIE /
Performance Alban Lefranc und Julien Lacroix (Paris) 
(ca. 30min)

Geschichte, faustkämpferische Praxis, Philosophie, Schach und Zahlentheorie streifend, werden die beiden Conferenciers mit wissenschaftlicher Genauigkeit jenseits aller fachlichen Zweifel beweisen, wie man anhand von Werk und Leben des berühmten deutschen Filmemachers die meisten historischen Phänomene der letzten drei Jahrtausende erklären kann. 

Heute um 20h im .CHB: 

ANGRIFFE /
Lesung von Alban Lefranc, Diskussion mit Hendrik Jackson 
(ca. 60min) 

„Er war siebenunddreißig Jahre alt. Lassen Sie sich diese Zahl durch den Kopf gehen. Sein Name war nicht so bekannt wie der Johannes-Paul II., wurde weltweit weniger oft in der Sekunde genannt als der von Warhol, Beuys, John Lennon, Andreas Baader oder Jean-Luc Godard. Siebenunddreißig Jahre, dreiundvierzig Filme, keine Kinder. Seine Schenkel waren noch geschmeidig und er spürte gern, wie fest sie waren, wenn er beim Pinkeln die Knie beugte, doch der Rest seines Körpers englitt ihm in alle Richtungen. Ständig lief es aus ihm heraus, aus allen Körperöffnungen, aus allen Toren, er hatte nichts mehr unter Kontrolle. Das war mittlerweile das größte Problem: Sein Körper lief aus, ohne dass er noch irgendetwas in ihn hineinbringen konnte. Denn nichts, was von außen in den Mensch hineingeht, macht ihn unrein; sondern das, was aus dem Menschen hinausgeht, das macht den Menschen unrein. Er hatte sehr früh vorausgeahnt, dass es an den Durchgangsschleusen scheitern könnte, schon in den ersten Jahren. Deshalb hatte er unter seiner Haut beträchtliche Massen Fett, Gesichter, Filme und Bücher angestaut. Doch die Reserven wurden knapp. Er ließ Kotze, Blut, Scheiße und ängstliche Geständnisse von sich. Der Prozess hatte sich in den letzten Wochen beschleunigt. Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war nicht das Delirium seiner Organe, der Satz, mit dem sich Wesen und Dinge jeder Greifbarkeit entzogen, wenn er sie packen wollte. Das Schlimmste war nicht, dass er es sah, es spürte und daran zerbrach. Das Schlimmste war, dass er auch den geringsten Drang nach Erlösung verloren hatte.“ 

(Alban Lefranc, Angriffe. Übersetzung: Katja Roloff; Verlag Blumenbar) 

www.handsonfassbinder.de 

(Eingestellt von Saskia)