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Interview: HK

LC: Wie geht es Deinem Film „Fight Harm“?

HK: Ich musste für eine Weile aussetzen, weil ich mich dabei so schwer verletzt habe – ich habe mir beide Fußknöchel gebrochen und meine Rippen gestaucht. Ich war sieben Mal vor Gericht, aber ich wurde nur dreimal wegen „schwerer tätlicher Beleidigung“ verurteilt. Allerdings muss man hier mit dem vierten Delikt dieser Art automatisch ins Gefängnis – und ich will nicht ins Gefängnis.

Worum geht es?

Ich wollte, dass es 90 Minuten direktester, äußerster Gewalt werden, ein Film, in dem ich die Leute dazu bringe, mich zusammenzuschlagen. Ich wollte einen der witzigsten Filme aller Zeiten machen, eine Mischung aus Buster Keaton und Snuff-Movie. Ich habe viel über Komödie und Humor nachgedacht – im Grunde ist Humor Tragödie, ein Typ, der auf einer Bananenschale ausrutscht.

Wie hast Du Dich dazu gebracht, den Film zu machen?

Ich war wirklich völlig neben mir, als ich ihn gemacht habe. Ich musste mich vorher immer betrinken.

Und wie ging das genau vor sich?

Die einzige Regel des Films ist, dass niemand den Kampf aufhalten darf, egal wie schlimm ich verprügelt werde, außer bei Lebensgefahr. Die andere Regel ist, dass der erste Schlag nicht von mir kommen darf. Das Ziel ist, sich mit dem gesamten rassischen und sexuellen Spektrum zu prügeln. Ich habe mich bereits mit zwei dicken Lesben, einem Araber, einem Schwarzen und zwei Chinesen geschlagen und bin von einem Puertoricaner völlig fertig gemacht worden. Ich wollte daraus einen neunzigminütigen Spielfilm machen, der ganz normal in die Kinos kommt und nicht wie ein Kunstwerk behandelt wird, aber jeder Kampf dauert ungefähr nur vier Minuten, bis einer von beiden bewusstlos ist oder sich nicht mehr bewegen kann. Ich habe ungefähr 15 Kämpfe gemacht, die ich zusammengeschnitten habe, einfach ein Strom fortwährender Brutalität – aber der Film ist erst 25 Minuten lang, was bedeutet, dass ich ungefähr noch 60 Kämpfe machen muss, um den Film fertigzustellen. Ich glaube nicht, dass mein Körper das physisch schafft. Ich habe versucht, einen neuen Steptanz zu erfinden, aber jetzt kann ich nicht mehr steppen, wegen meiner Knöchel.

Hast Du jemals einen Kampf gewonnen?

Ich habe mit diesem Mädchen gekämpft, dieser wirklich fetten Lesbe, und ich glaube man kann sagen, dass ich gewonnen habe. Aber es geht nicht wirklich ums Gewinnen – man kämpft entweder, bis die Polizei kommt oder bis einer von beiden nicht mehr stehen kann. Es ist nicht wie „Rocky“.

Wer hat Dir die schlimmsten Prügel verpasst?

Ein Rausschmeißer in New York. Es hat ewig gebraucht, bis ich ihn dazu gebracht habe, mit mir zu kämpfen – ich dachte schon, es würde nicht mehr dazu kommen. Er hatte einen 300-Dollar-Anzug an und hat mich nur ausgelacht. Dann kam ein Mädchen heraus, und ich hab so getan, als würde ich sie schlagen und das nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie er mich am Hinterkopf gepackt und mich mitten auf die Straße geschmissen hat. Das hat mich so rasend gemacht, dass ich einen Ziegel genommen habe und angefangen habe, auf seinen Kopf einzuschlagen. Überall war Blut. Ich habe ihn dazu gebracht, mich weiter ums Auto zu jagen, dann habe ich ihn näher kommen lassen und einen Müllkorb aufgehoben, um ihm den an den Kopf zu schmeißen – und da wäre die Komödie ins Spiel gekommen, weil der Müllkorb am Postkasten angekettet war – aber dann hat mir der Typ voll ins Gesicht geschlagen. Als ich wieder zu mir kam, dachte ich nur „Ja, ja, gib’s mir, komm schon“. Mein linkes Bein lag auf dem Gehsteig und er sprang darauf und brach es in zwei Hälften – ich habe es nicht wirklich gespürt und bin wieder aufgestanden und bin ihm hinterhergelaufen. Dann kamen die Bullen und warfen mich hinten in den Van und nahmen mich aufs Revier. Sie haben nach meiner Adresse gefragt, meine Personalien aufgenommen, während ein Strom von Blut über mein Gesicht gelaufen ist – da habe ich an mir runtergesehen: An meinem Bein stand ein Knochen heraus.

Hat es sich gelohnt?

Natürlich. Ich würde es nur bereuen, wenn wir es nicht im Kasten gehabt hätten. Nach jedem Kampf kam der Produzent aus seinem Versteck und bat die Typen, die mich gerade zusammengeschlagen hatten, ein Formular zu unterschreiben wegen der Kinorechte. Seltsamerweise war jeder dazu bereit, sogar die, die dann einen Prozess angestrengt haben.

Was denkt deine Freundin Chloë Sevigny darüber?

Chloë ist total ausgerastet deswegen, und meine Familie dachte, ich wollte mich umbringen. Sie haben versucht, mich in eine Anstalt zu stecken, aber ich wusste, was ich tue, es war einfach etwas, das ich tun musste.

Von LC, New York, September 1999. Aus: I-D 10/99.

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