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Oberhausen, Manifest, Jubiläum usw. Alpinistik im Deutungsgebirge. Aber: das Buch zum Geburtstag, herausgegeben von Ralph Eue und (Festival Oberhausen-Leiter) Lars Henrik Gass ist richtig gut geworden. Es versammelt, und bleibt schlank dabei, allerlei Dokumente, Gespräche, Nachforschungen, Profile, die sich mit dem (Auf-) Bruch 1962 beschäftigen, zusammengehalten von einer ganz gegenwärtigen Neugier. Im Vorwort schreiben die Herausgeber: „Vielleicht brauchen wir kein neues Manifest, aber dass wir immer noch einen neuen Film brauchen, das erscheint uns unzweifelhaft.” 

Besonders schön ist eine Podiumsdiskussion, die 1962 in Mannheim stattgefunden hat, unter anderen mit Adorno und Kluge, in der Adorno sagt: 

„1. Ich bin gar nicht für eine Reklame für die Veränderung der Welt, sondern ich glaube, dass die verändernde Praxis, die dem Film ansteht, der Schluss mit Reklame ist. Dass also erst in dem Augenblick, in dem der Film aufhört Reklame für irgendetwas zu machen, dass er in dem Moment anfängt, auch gesellschaftlich an die richtige Stelle zu kommen. 

2. Ich meine weiter, dass der Film, so lange er zu Veränderung der Welt aufruft, in einer unmittelbaren und drastischen Weise, dass er dann in die Ostzonen-Ideologie hineingerät, die womöglich noch abscheulicher ist als „Der alte Förster und sein Hund”, da kann man dann darüber würfeln.

3. Das was der Film erreichen kann, ist nur eine Veränderung des Bewusstseins und das kann er erreichen; aber nicht, wenn man nur einzelne anständige Filme macht, sondern nur durch die Umwälzung des Kinos als Gesamtinstitution, das dann in seiner Kontinuität ein solches verändertes Bewusstsein schafft.”

Der Vollständigkeit halber: Das Buch enthält auch eine reichlich polare Diskussion, an der ich – mit Klaus Lemke, Hans-Christoph Blumenberg und Dietrich Leder – teilgenommen habe. Revolver arbeitet im Vertrieb mit der Edition Text + Kritik zusammen, in der das Buch erschienen ist.

PS: Jörg Becker hat für RAY eine sehr gut informierte Rezension geschrieben, die sich hier nachlesen lässt.

(Eingestellt von Christoph)