Überspringen zu Hauptinhalt

REVOLVER @ GOETHE PARIS (4)

Auf Einladung des Goetheinstituts Paris – Carte Blanche für Revolver – haben wir eine kleine Reihe mit deutschen Filmen zusammengestellt, die uns persönlich wichtig sind und so etwas wie eine alternative deutsche Filmgeschichte umreissen, jenseits der in Frankreich gut etablierten Säulen Weimarer Kino und dem „Fassbinder-Herzog-Wenders-Komplex”. Mehr über die Reihe findet sich hier.

Als vierten Film zeigen wir am 28. April Romuald Karmakars DAS HIMMLER-PROJEKT (D 2000), ein schroffes Meisterwerk radikaler Geschichtsbefragung, das trotz seines legendären Status‘ nur selten zu sehen ist. (Der Film ist bei Absolut Medien auf DVD erschienen.)

Manfred Zapatka in Romuald Karmakars DAS HIMMLER-PROJEKT.

Hannes Brühwiler, der den Film persönlich vorstellen wird, schreibt im Begleitheft über den Film:

„Am 4. Oktober 1943 sprach Heinrich Himmler, der Reichsführer der SS und damalige Innenminister, in Posen vor 92 Generälen der SS. Seine berüchtigte Rede dreht sich um die aktuelle Kriegslage, die Moral der SS und – kurz – auch um die Vernichtung der Juden. Romuald Karmakar lässt Manfred Zapatka diese auf Wachsplatten aufgezeichnete Rede emotionslos und ohne jegliche Nachahmung Himmlers in einem Studio vorlesen. DAS HIMMLER-PROJEKT ist ein präzise inszenierter und beeindruckend einfacher Film, der ganz ohne die im Dokumentarfilm sonst so üblichen Kommentare auskommt und stattdessen auf die Intelligenz der Zuschauer vertraut. Ein Schlüsselfilm des deutschen Kinos, der einsam aus der Flut der Spiel- und Dokumentarfilme über das Dritte Reich herausragt.”

Am 28. April 2011 um 19.30 h im Kino des Goetheinstituts Paris.

Goethe-Institut – 17 avenue d’Iéna, 75116 Paris
Originalfassung mit französischer Untertitelung
4€; 3€ für die Inhaber der Carte Goethe
Tel. +33 1 44439230

NOTIZ ZUR RECHERCHE

Auf meine Bitte hat uns Romuald Karmakar ein paar Seiten und Buchtitel aus der Recherche zu dem Film geschickt; vielleicht könnte man sagen: die Tiefe der vorbereitenden Beschäftigung ist die Wurzel der Widerständigkeit seiner Kunst.

Er schreibt zu den Scans unten:

„In dem Buch von Richard Breitmann bin ich über die Fußnote 50, S. 319 zum ersten Mal auf Divergenzen zwischen der bekannten, oft zitierten Textfassung wie sie in den Nürnberger Prozessakten vorliegen und der Audiofassung aufmerksam geworden. Siehe dazu auch S. 318 unten.*

Das Buch von Bradley F. Smith war auch wichtig für HP, da ich hier viel über den Redner Himmler gelernt habe.” R.K.
*)
Karmakar hat dann für den Film nicht auf die korrigierte und redigierte Textfassung zurückgegriffen, sondern die Tonaufnahme neu transkribiert. Auf diese Weise rückt die Sprechart so nahe wie möglich an Himmler – bei konsequenter Verweigerung einer Nachahmung seiner Sprechweise.

(Größer: doppelklicken)

(Eingestellt von Christoph)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Kommentare sind geschlossen.