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Revivre!

Status
Der
Film „Revivre“ ist erst einmal: grandios geschnitten. Bild für Bild und
dramaturgisch präzise. Die Geschichte springt in den
unterschiedlichsten Zeiten hin und her und wird dabei umfassend erzählt.
Gradlinige, schlichte wunderbar konventionelle Kamera.
Der
Mann kann nicht pinkeln, die Frau ist schwer krank, wird von ihm
gepflegt und kackt unkontrolliert, für einen Film sehr viel. Bzw das
wird eben auch gezeigt. Er hat einen Urinbeutel am Bein, der geleert
werden muss und wechselt ihre Windeln. Diese am Körper vollzogenen
Tätigkeiten haben weniger mit Liebe zu tun, als mit Erschöpfung.
Dann hat der mittelalte  Mann natürlicherweise auch erotische Interessen
und Liebesfantasieen. Er kann ihnen nicht nachgehen. Was ich etwas
eitel finde. Am Schluss lässt er den Hund töten, damit der „als
Mensch wiedergeboren wird.“ Das war die Hoffnung seiner nun
verstorbenen Frau.
Das
ist alles: grundehrlich, mutig und in diesem Alter einfach auch ein
angesagtes Thema. 102 ter Film eines Achtzigjährigen: Im Kwon-Taek, aus Korea.
In
einem Land in dem auf Flughafentoiletten Wagen mit 12 verschiedenen
Reinigern, vielfarbigen Wischlappen, chromglänzend und immer mit
jemandem in Staubmaske daneben, am Eingang stehen; wo während des
Urinierens klassische Musik erschallt, gibt es sicher
differenziertere Worte als Pissen/Urinieren/kacken. Ich weiss hier
und jetzt keine.
In
Seoul gelandet, ging ich aus dem Flughafengebäude. Der Morgen brach
an und ich roch das Meer. Ich
hatte 9 Stunden Aufenthalt. Ein Mädchen in einem Kiosk gab mir einen
mit Zeichen bedeckten Zettel und zeigte auf die Bushaltestelle. Ein
Busfahrer fuhr mich dann in sanften Schwüngen durch kleine Dörfer
an einen felsigen Strand voller Zelte, leerer Flaschen, fremder
Muscheln und Fischrestaurants. Außer unglaublich vielen
Müllsammlerinnen mit Handschuhen und Staubmasken, aber nur um das
Flughafengelände herum, dem Busfahrer und mir auf unserer
gemeinsamen Reise zwischen Zeiten, schliefen alle. Es war Ebbe. Ich
machte dann komische kleine Filme von schwarzen Felsen im grauen Watt.
Die Wellen kamen immer näher, die Menschen aus ihren Zelten. Die
Welt erwachte.
keiner sprach englisch. ich versuchte es auch nicht. Ein, in einem
der Zelte lebendes Mädchen, sagte etwas, dass ich nicht verstand.
Vielleicht sollte ich noch einmal dorthin zurück.
Die
Diskussion war ganz toll, weil das Ehepaar Gregor Würde ausstrahlt und dies Thema: STATUS die
beiden völlig ungerührt liess.
Ja,
das Beste sei, das zu machen was man wirklich will.

Darauf jetzt ein Bild meiner Katze. 


Katrin Eissing