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Ich habe gestern ein kleines Interview mit Cristina Nord gemacht, die seit einer Woche nicht mehr bei der taz arbeitet. Weil ich das Filmfeuilleton, das sie seit 2002 verantwortet hat, besonders geschätzt habe, ist ihr Weggang eine ziemlich traurige Nachricht für mich. Ich finde, Nord ist das Kunststück gelungen, Haltung zu zeigen und dabei offen zu bleiben. An ihren eigenen Texten, ganz besonders in den Festivalberichten, gefiel mir die Klarheit. Nicht dass es ihr an Leidenschaft gefehlt hätte – für das Kino Apichatpong Weerasethakuls oder Lisandro Alonsos etwa – aber ihr Blick trübte dabei nicht ein, barocker Überschwang war ihr ebenso fremd wie ideologische Starre. Besonders bewundert habe ich ihre uneitle Orchestrierung eigenwilliger Stimmen – in einer stilistischen und thematischen Vielfalt, wie man sie in anderen Tageszeitungen nicht findet. Autoren wie Ekkehard Knörer, Bert Rebhandl, Diedrich Diederichsen, Claudia Lenssen, Andreas Busche, Isabella Reicher, Dominik Kamalzadeh, Thomas Groh, Lukas Foerster, Carolin Weidner und andere kamen bei ihr regelmässig zu Wort. Im Zusammenhang entstand so ein hochsensibler Resonanzraum für Tendenzen des Gegenwartskinos, gut informiert, aber ohne Hang zu cinephiler Esoterik. Danke! Bleibt zu hoffen, dass die taz ihre Nachfolge klug regelt. Cristina Nord wird nach Brüssel ans Goethe-Institut wechseln, um dort Kulturprogramme für Südwesteuropa zu gestalten. Ich wünsche ihr viel Glück dafür. Das Interview transkribiere ich bei Gelegenheit und werde es hier und auf unserer Facebook-Seite öffentlich machen.

Christoph Hochhäusler