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Vorwort

In der Wunderwelt der Waren, in der wir leben, ist man geneigt, die Masse des Angebots mit Vielfalt zu verwechseln. Aber die Filmgeschichte der Verfügbarkeit zum Beispiel unterscheidet sich deutlich von einer Filmgeschichte der Qualität. Nicht nur, dass wichtige Werke fehlen oder schwer erhältlich sind, auch die Tatsache, dass die nichtigen Filme so viel Platz in den Regalen haben, verzerrt den Blick auf die Zusammenhänge. Den kommerziellen Kriterien des Marktes müssen solche der Relevanz entgegengesetzt werden. Es kann dabei aber nicht um einen starren Kanon gehen, der dann als „Cinemathek” in den Besitz des Bildungsbürgers übergeht, vielmehr muss in einer lebendigen Filmgeschichte um den Status einzelner Werke immer wieder neu gerungen werden. Wir wollen unseren Teil zu dieser Diskussion beitragen, indem wir Filme, die uns besonders am Herzen liegen, auf DVD herausbringen und im Heft besprechen. Den Auftakt macht „Marseille”, der parallel zu dieser Ausgabe als „Revolver Edition” (für wenig Geld) bei der Filmgalerie 451 erscheint. Im Heft findet sich dazu ein ausführliches Gespräch über die Entstehung des Films mit Regisseurin Angela Schanelec und Kameramann Reinhold Vorschneider. Nach und nach wollen wir eine kleine Reihe von Filmen herausbringen, die bisher nicht erhältlich sind, aber aus unserer Sicht entscheidende Beiträge zum Kino der Gegenwart leisten. Aber natürlich kann es nicht genügen, den DVD-Markt zu bedienen – vielleicht muss man das Konzept von „geistigem Eigentum” ganz in Frage stellen, um dem Kino neue Impulse zu geben. Das meint jedenfalls Sebastian Lütgert, der mit seinem Projekt „Pirate Cinema” an einem Kino von Morgen arbeitet, in dem nicht der hörige Konsument, sondern der selbst bestimmte Nutzer im Vordergrund steht. Auf jeweils ganz eigene Art geht es auch in den Beträgen von Noémie Lvovsky, Andreas Dresen, Thomas Arslan und Nicolas Wackerbarth um eine Befreiung des Zuschauers. Denn eines ist sicher: ein Kino, das nicht kommunizieren will, ist tot. Und wir wollen ein Kino, das lebt.

Die Herausgeber

Weitere Informationen zur „Revolver Edition” unter www.revolver-film.com/dvd und auf www.filmgalerie451.de

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