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BERLINALE 2016

Was bleibt?
Short Stay & A Lullaby to the Sorrowful Mystery
Drei Kurzfilme drehte Ted Fendt in den vergangenen Jahren: über eine zerbrochene Brille (Broken Specs / 2012), den Versuch einer Reise (Travel Plans / 2013) und schließlich ein ziemlich verkorkstes Date (Going Out / 2015). Drei Komödien über junge Menschen, ausgedacht mit Freunden und gedreht auf 16mm in New Jersey. Short Stay ist nun sein erster Langfilm. Mike arbeitet in New Jersey. Die Aussicht, Wohnung und Job eines Freundes in Philadelphia über den Sommer zu übernehmen, verheisst Abwechslung. Der Freund kommt jedoch früher als geplant zurück und sorgt für Missmut. Mike versucht sich zu wehren, er prügelt sich und findet schließlich Unterschlupf bei zwei Frauen. Dort harrt Mike der Dinge. Short Stay erzählt keine Liebesgeschichte, zumindest nicht die von Mike. Es ist ein Film über Fußgänger. Mike ist stets bereits loszumarschieren. In einer schönen Szenen laden ihn seine beiden Mitbewohnerinnen ein, ihn zu einem Parkfest zu begleiten. Die Frauen nehmen das Fahrrad, denn der Park ist ein ganzes Stück entfernt. Mike geht zu Fuß. Es gibt jedoch kein Fest, man setzt sich ins Gras, eine der Frauen döst ein, die andere versucht ein Gespräch mit Mike zu führen. Mike läuft später noch viel mehr, am Ende des Films dann die Frage: In Philadelphia bleiben oder zurück nach New Jersey? Das ist alles sehr schön unprätentiös erzählt und ganz nebenbei wird mir in Short Stay bewusst, wie selten Filme über Fussgänger sind. Dieses cinema of walking war schon immer eine Ausnahme in der Filmgeschichte, so scheint es mir. Auf jeden Fall fühlen sich diese Filme gleich ganz anders an, in ihnen schwingt eine Dissonanz mit.

 

Short Stay
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