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Drehort: Rettenbachgletscher, Sölden
Tirol / Österreich
Kameraposition 3340 Meter ü. d. M.

Diese Bergkette in den Ötztaler Alpen ist massiv und majestätisch und an ihrem Fuße eröffnet sich ein schwarzes Loch mit 405.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. In der weiten Aufsicht scheint das kinematografische Bild den menschlichen Blick zu imitieren, einen Überblick zu verschaffen. Doch was das Bild eigentlich auslöst ist ein Gefühl extremer Distanz zum dokumentarischen Subjekt. Zum einen, weil durch die Kadrierung und die Regungslosigkeit der Kamera die Idee zurückgewiesen wird, man könne durch Bilder die Landschaft als Ganzes erfahrbar machen, zum anderen, weil dieses schwarze Loch im unteren Drittel stört wie der Krach einer Baustelle. Ebenso wie Phänomene der unbelebten Natur – die hier offensichtlich mit großem Aufwand ruiniert wird – als Manifestation eines Übermenschlichen gelten, so existiert eine ganz ähnliche Ehrfurcht vor massiven Eingriffen durch Menschenhand, die es in ihrer Gewaltigkeit mit der Natur aufnehmen können. Wenn wir uns dabei ertappen, von Zerstörung fasziniert und überwältigt zu sein, wird sie zur Attraktion; Die sich in den Berg fressende technische Aufrüstung wird zur Sehenswürdigkeit. In ihrer Abbildung wird die Welt in ihrer Brüchigkeit, ihrem Verfall sichtbar.

Ein solches Bild lässt sich nicht zufällig einfangen. In einer achtmonatigen Recherche wurden jene Orte aufgesucht, die genannte Parameter aufzuweisen versprachen. Über 40.000 Kilometer wurden im gesamten Alpenraum zurückgelegt, und viele weitere Kilometer zu Fuß um schwer erreichbare Perspektiven zu entdecken. Während der Vorbereitung wurde jede Landschaft auf ihre Cinemascope-Tauglichkeit geprüft und Fotos möglicher Kameraeinstellungen gemacht, so dass zum Zeitpunkt des Drehs die Auswahl bereits getroffen war. Dennoch hat es ganze drei Stunden gedauert das oben gezeigte Bild zu drehen. Durch den benötigten Aufwand wurde der Dreh sehr verlangsamt, was jedoch half, den Blick zu schärfen und sorgfältig zu arbeiten.
Hannes Lang, Mareike Wegener

PEAK heißt Hannes Langs Dokumentardebüt, das am 28.03.2013 ins Kino kommt. Ein Film, der die zerstörerische Logik des Konsums am Beispiel der Alpen zeigt, zugleich aber einen Sinn hat für die Schönheit des Falschen. Wir haben Hannes Lang und seine Ko-Szenaristin Mareike Wegener gebeten, drei Bilder aus dem Film näher zu beschreiben. 

Teil 2 und 3 folgen alsbald.

(Eingestellt von Christoph)

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