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Der britische Bittorrent Tracker Vodo.net (sprich: Vodoo), beruht auf dem gleichen Filesharing-Protokoll wie die berüchtigte „Piratebay”, doch statt auf illegale Raubkopien trifft man hier auf noch Okkulteres: kostenlose Film-Downloads auf der Suche nach Zuschauern und Spendern. Die Almosen für die Vodo-exclusive Sci-Fi Serie namens PIONEER ONE summieren sich auf 63,000 $, für die Dokumentation THE YES MEN FIX THE WORLD wurden 33,000 $ überwiesen.

Vodo.net ist ein Programm-Bittorrent-Tracker auf der „unabhängige” Filmemacher eine globale Plattform finden können, die sie bestenfalls für Ihre Werke entlohnt. Eine undurchsichtige Jury wählt jeden Monat Film-Einreichungen aus, die auf Vodo.net kostenlos via Filesharing heruntergeladen werden können. Wenn ein Film gefallen hat, darf gespendet werden. Je nach Betrag gibt es dafür Belohnungen die vom Audio-Kommentar des Regisseurs bis zur Nennung als Produzent gehen können. Nicht länger geht es darum, „User” durch ein Werbe-Versprechen zum Kauf zu bewegen, ganz im Gegenteil: Der Kauf findet, bei Gefallen, nach der Rezeption des Werkes statt. Aus eigener Erfahrung spendet man nicht wirklich, um das Gute zu belohnen, sondern aus einem seltsamen Schuldgefühl heraus, gepaart mit einer nervösen Brise des Gedankens „Wer, wenn nicht du”. Der Entscheidungsprozess für oder wider eine Minimalspende von 5 Dollar erfordert eine klare Positionierung zum Werk. Der wichtigste Teil der Filmökonomie spielt sich damit erst ab, wenn der Film gesehen wurde, und nicht davor im Verkauf von Karten, PayPerViews oder DVDs. Im Vodo-Idealfall fühlen sich die Konsumenten als Mäzene und werben mit Ihrer Großzügigkeit auf facebook für sich und den Film.

Unterstützt wird das internationale Filesharing-Projekt – in Deutschland undenkbar – vom Arts Council UK sowie der Channel 4 Documentary Foundation. In der Tat finden sich einige hochinteressante und ausgezeichnete Filme auf Vodo.net, unter anderem eine sehr gelungene Dokumentation über zwei professionelle Computerspieler aus China und den Niederlanden namens BEYOND THE GAME (Regie: Jos de Putter), oder der U.S. cyber-mumblecore Liebesfilm FOUR EYED MONSTERS (Regie: The Co-Create Filmkollektiv).

Stolzes Statement: „8397005 films downloaded, 193952 people sharing now, 6597.39 terabytes shared”

Eine wahres Glück ist Vodo für jene Filme, die durch die Maschen der nationalen Filmförderungen und -märkte fallen, weil sie, so wie BEYOND THE GAME, anscheinend nur eine Minderheit ansprechen. Dass viele Minderheiten in ihrer globalen Präsenz Massenphänomene sind, ist ein Argument das hierzulande bei vielen öffentlich-rechtlichen Entscheidungsträgern noch auf Desinteresse stößt.

Obwohl der CEO Jamie King und sein internationales Team Vodo ständig weiterentwickeln (so dass die Nennung aller Features hier zu weit führen würde) bleiben wichtige Voraussetzungen des Projektes für die Nutzer im Dunkeln. Die Gatekeeper – wer bestimmt, was gesehen werden kann (und mit welchen Kriterien) – sind das große Geheimnis der Seite. Falls Vodo dieses Problem ignoriert, könnte in einigen Jahren eine neue Gremien-Mafia florieren, nicht unähnlich jener vor der viele Filmmacher einst ins Internet geflüchtet sind.

Georg Boch

(Eingestellt von Christoph)