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Weg zum Dokumentarfilmfestival-Leipzig durch Einkaufsstrassen voll qualmiger Wurstbuden, nach der Buchmesse, vor dem MangaHanami und zur Zeit des Gipfeltreffens nach der Völkerschlacht. Auf den drei Zwischendecks aus Panzerglas im Cinemax-Multiplex-Center wandern die Wanderer durch durchsichtige Stockwerke. Sie gehen und schweben auf Fahrstuhlplateaus und Rolltreppen aneinander vorbei, auf und ab. Alles hellgrau oder transparent, fast klappert es: „Mit Eintritt in den Eispalast, das Herz aus Glas, auf dem Weg zur Schneekönigin, die kalten Augen, das Weite suchen.“ Deutschland ist immer noch zerbombt. Hier blöderweise auch kein Penner in Sicht, der die Sehnsucht erledigen könnte. Eine der Wanderinnen denkt auf den langen, stillen Wegen an Hölderlin. Erst heroisch und traurig so wie die Rolltreppe des Cinemax Multiplex Centers ihren Körper nach oben zieht. Friedrich als feinen, dreckigen Menschen hinter dicken Mauern im Steinturm am Fluss. Dann, endlich im dunklen Kinosaal angekommen, frierend, froh: Er war nicht nur dort gewesen und Zeit ist eine Idee so wie Glas flüssig. Sie selbst jetzt ein blinder Schatten, der vor leuchtenden Bildern nervig rum tapst. Filmangucker zischen:…blöd wie Brot,… setz dich hin!

Katrin Eissing