Unser Heft 50 ist gerade frisch aus der Druckerei eingetroffen. Darin auch das Interview mit Sohrab Shahid Saless von 1977 "Stilles Leben in der Fremde", wiederabgedruckt im dreibändigen Werk "Die langen Ferien des Sohrab Shahid Saless. Annäherungen an ein Leben und Werk" von Behrang Samsami. Am 28. Juni 2024 wäre Saless achtzig geworden. Ein Gastbeitrag zum Anlass.
Metropole, Moloch, Manila
Podium nach dem Film:
Es geht erstmal allgemein darum, wie man den Film „fand“.
Z. vom ZDF und Arte, der eingeladene deutsche Redakteur, fand den Film „exotic“, so sähe es also in einem Gefängnis in Manila aus? In einigen Teilen amateurhaft gedreht… versuche der Film „…to reach Western camera standards“. Hahaha…da möchte man direkt loslachen. Aber verblüfftes Schweigen dominiert. Er fährt fort: „I agree, the film is really too long. I would let it cut down at least for 20 minutes.“ Sitzt da mit verschränkten Armen.
Freundliche Versuche der Moderatorin mit dem Publikum zu interagieren: Warum wir alle hergekommen sind?
Ein Mann: „Ich liebe asiatische Gangsterfilme, ich liebe einfach alles daran, ich gehe nur deshalb auf die Berlinale aber dieses Jahr… gibt es keine, deshalb bin ich hier.“
Raymond Phathanavirangoon, Festivalkurator vom “HongKong International Filmfestival” das dieses Jahr den Fokus auf Sylvia Chang, Regisseurin, Produzentin und Schauspielerin in/von mehr als hundert Filmen legt (nur um hier einmal asiatische Normalität einzubringen) ist außerdem Produzent in Thailand und schlägt dem jungen Fan lächelnd einen thailändischen Film im Panorama vor.
Genre:
In wieweit war dieser Film „On the Job“ ein typischer Genrefilm? Z.-ZDF hat ein Buch über Cop-Genrefilme geschrieben, ist deshalb eingeladen, muß Fachmann sein.
„Das war doch während des Studiums.“ Guter Cop, böser Cop, ja oke, macht
nichts. Er hat eine Menge Enzyklopädien auch über Hollywoodschauspieler geschrieben. Mich interessiert was der Thailänder aus Hong Kong zu erzählen hätte.
Der deutsche Redakteur: „When I made a film in Turkey…“ Den will ich ja gern sehen. Was heißt in diesem Zusammenhang eigentlich machen? Macht nichts?
Anscheinend gilt Z. unter seinen Traumschiff- und Nachrichtenredaktionskollegen als Künstler, mit dem man nicht über Arbeit redet. Die jungen Filmemacherinnen wollen Geld und unterhalten sich noch nicht mal betrunken annähernd ernsthaft mit Redakteuren. So im relativ referenzfreien Raum als Koryphähe zu gelten ist sicher schwierig.
Be part of it or die.
Wie in dem „On the job Film“ von Erik Matti. Nur gibt’s beim Fernsehen
mehr Frauen als in der Mafiaregierungsgang von Manila.
Wir gingen dann, und das war eigentlich schade, weil gerade der weltgewandte Thailänder Raymond Phathanavirangoon zu sprechen begann. Vielleicht vom Filme machen dh. zum Beispiel Regie zu führen, Produzent und gleichzeitig Schauspieler zu sein, wie das ja in Asien üblich ist.
Stimmen auf der Treppe:
„Ich dachte schon, der Kleine fängt jetzt an von seinem Work and Travel zu erzählen.“
„Verrat der Väter und Gewalt und Mord und Blut.- Volltrauma…“
„Überall dort wo die Japaner Kolonialmacht waren…“
„Ja, oder zum Beispiel hier… Ukraine?“
„Und dann dieser Schwachsinn.: „When I did this and that…“
„Wie der erzählt hat von den drei schwedischen Genre Filmen die er koproduziert hat… lächerlich. Er sitzt beim ZDF und verwaltet das Sender Geld. Koproduzent – voll absurder Begriff dafür. Oder wie er meinte, er hätte den Film um 20 Minuten kürzen lassen…“
„Ja… krass. Geht ihr zum deutschen Filmempfang?
„Nee dahin wo die Kellnerin Deligny mag.“
„Meinst du den Deligny mit den Kindern, die weder reden NOCH sprechen?“
Woche der Kritik: „Wenn noch mehr Leute hingehen und sagen was sie wirklich sagen wollen, dann wird es immer besser. So: Mehr lachen, mehr mitmachen. Dies Moderieren ist ja auch Übungssache.“
„Richtig wichtig find ich grad bloss die Friedensbewegung. Oder ob es eine gibt.“
Dazu passend das Thema des heutigen Abends: Widerstand
Helene Wiese