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Thorsten Krämer veröffentlicht derzeit monatlich einen Band im
Selbstverlag. Das Experiment mit
Texten verschiedener Genres und verschiedenen Umfangs trägt den
Boulevard-nahen Titel „Krämer’s Monthly“. Nicht ganz zufällig widmet
sich der erste Band „Pfleghar-Phantasie“ dem Unterhaltungsfernsehen, mit
dem Thorsten Krämer in letzter Zeit auch als Autor Tuchfühlung bekommen hat. Allerdings reicht die
Beschäftigung mit Michael Pfleghar, dem ursprünglich ein Roman gewidmet
war, weit vor diese Zeit zurück. Überhaupt ist seinen Texten schon seit Langem enge Tuchfühlung zum Film anzumerken, nicht erst seit seinem Beitrag für Volker Pantenburgs und Michael Bautes Minutenbuch zu „Night of the hunter“. Pfleghar wird in dem Band als zwiespältiger Heros einer
Wirkungsgeschichte des öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsfernsehens im
Rahmen einer Medienarchäologie der 70er und 80er Jahre präsentiert, als
verkanntes Genie einer Ästhetik, in der sich Unterhaltung, Klamauk und
Kunst keineswegs ausschließen. Allein die brillanten Analysen heute
historischer Showsendungen – unter filmwissenschaftlichen Aspekten gilt
das als uninteressant bis verpöhnt – machen diesen Band unbedingt
lesenswert. Aus der Distanz wird sichtbar, was für heutige Fernsehästhetik wegweisend war und inwiefern sich Hochkultur und
Unterhaltung eben nur trennen lassen, wenn man sie aus kulturpolitischen Erwägungen trennen will. Die
Zielrichtung der Analysen ist ähnlich wie die des ebenfalls äußerst
lesenswerten Buchs über Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ von Manfred
Hermes. Man darf gespannt sein, wie „Krämer’s Monthly“ weitergehen
wird. Die Hefte sind unter www.yeh.de zu subskribieren (eine Leseprobe zu Pfleghar gibt es hier). Es ist dem
Autor, der sich auch in seiner Prosa immer um einen Standpunkt quer zum
Gängigen bemüht, zu wünschen, dass die Veröffentlichungsreihe weiteres
Interesse findet.

(Eingestellt von Marcus)

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