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Der Berliner Kameramann Reinhold Vorschneider erhält den Marburger Kamerapreis 2013. Wir gratulieren ganz herzlich!

2005 – in Revolver Heft 13 ist es abgedruckt – haben wir ein Revolver Live gemacht mit Angela Schanelec und Reinhold Vorschneider; Schwerpunkt war die Entstehung von MARSEILLE, einem Schlüsselfilm für uns, den wir auch auf DVD herausgebracht haben. Inzwischen arbeitet beinahe die Hälfte der Redaktion – Benjamin Heisenberg (SCHLÄFER, DER RÄUBER, WANDELSTERNE), Nicolas Wackerbarth (HALBE STUNDEN, HALBSCHATTEN) und ich (für DREILEBEN – EINE MINUTE DUNKEL) – immer wieder mit Reinhold Vorschneider zusammen. 

Ich bin also schwerlich objektiv, wenn ich sage, dass diese Auszeichnung überfällig war – aber es stimmt natürlich trotzdem. Was macht seine Arbeit aus, von PLÄTZE IN STÄDTEN (Angela Schanelec, 1998) über MADONNEN (Maria Speth, 2007) zu IM SCHATTEN (Thomas Arslan, 2010), um drei stilistisch einigermassen entfernte Filme zu nennen, für die er als Kameramann verantwortlich war? Ich glaube es sind vor allem zwei Dinge: ein zärtliches Bekenntnis zum Tageslicht und der starke Wunsch, wesentliche, nicht austauschbare Einstellungen zu finden. Gegen die klassisch „analytische” Montage, die eine Sequenz aus abhängigen Bildern baut, die sozusagen alle auf eine Master-Mutter referieren („das Ereignis”), setzt er weitgehend autonome, eigensinnig ihr Zeitmass betonende Einstellungen, die sich nur „konstruktiv” montieren lassen, und das am besten hintereinander. So entstehen immer wieder Momente, die nicht in der Erzählung aufgehen, weil sie gewissermassen die Zeit selbst meinen. Und genau darin liegt ihre Schönheit.

Aus dem Gespräch von damals:

Vorschneider:

Wenn man an unsere ersten Filme zurückdenkt ist das Mittel der Fotografie [als Werkzeug in der Vorbereitung eines Filmes] entstanden, um das Licht zu fotografieren, gar nicht so sehr um den Raum fotografisch abzubilden.

Schanelec:
Das Licht im Raum.

Vorschneider:

Das natürliche Licht wird durch diese Architektur, durch die Fenster die es gibt und die Größe der Fenster sozusagen modelliert. Es war auf jeden Fall ein ganz starker Impuls das Licht zu fotografieren. Ein ganz großes Thema am Anfang unserer Zusammenarbeit war es auch, nach Möglichkeit mit natürlichem Licht zu arbeiten oder zumindest den Eindruck herzustellen, dass es sich um natürliches Licht handelt, bzw. dass man das natürliche Licht, was vorfindlich ist, nicht zu sehr modifiziert. Bei Angela war das am Anfang schon fast obssessiv. Klassische filmische Mittel wie die Aufhellung waren tabu und bei Motivbesichtigungen haben wir immer schon versucht uns ein Bild zu machen, wie die Szene mit natürlichem, oder von der Architektur gestalteten Licht aussieht. Teilweise hat Angela auch als Modell fungiert, um das Licht auf den Personen sehen zu können. 

Bilder aus Angela Schanelecs MARSEILLE (D 2004). Kamera: Reinhold Vorschneider.

Die Verleihung des Preises findet am 8. März 2013 in der Alten Aula der Philipps-Universität in Marburg statt. Mehr dazu hier.

(Eingestellt von Christoph)