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Ich kann mich nicht erinnen, wann in letzter Zeit ein Kinoerlebnis so nah an einen Cassavetes Film ran kam wie die ersten zwanzig Minuten von JOY, dem dritten Film von Russell, Lawrence, De Niro, Cooper & Co.

A woman under the influence of a family. Überforderung in jeder Beziehung. Keiner erzählt den Wahnsinn Familie zur Zeit besser als David O. Russell. Menschen, die man liebt und die einem gleichzeitig das Leben zur Hölle machen. Ja, so sieht’s aus. Und keiner verhält sich dabei pychologisch konsequent. Das ist die eigentliche Sensation der Menschen und speziell der Frauenfiguren in den Filmen des Kollektivs. Wäre toll, wenn sich die deutschen Filmgeldgeber auch endlich damit anfreunden würden, dass sich liebende Menschen jeden Tag aufs neue schlimme Dinge antun. Und zwar völlig unvorbereitet. Und dass die Überforderung wie die Hysterie ein Mittel ist, das glücklich macht.

Die filmische Erzählung: Keine Konsequenz. Weder in Handlung, noch in der Bildführung, noch psychologisch, noch in der Musik, noch in der Voice Over, noch in Rück- und Vorblenden, verrückterweise noch nicht mal eine Love Story, dafür Tränen vor Glück, weil es einer Frau gelingt, einen Wischmop auf QVC zu verkaufen. Einfach toll!

Uramerikanisches Kino. Auch das wie bei Cassavetes.

Franz

p.s.: Treibendes Moment in einem großartigen Soundtrack ist einer meiner Lieblingssongs des letzten Jahres: Alabama Shakes „Gimme All Your Love“. Wunderschöner Song.