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Es gehört zur Pathologie des deutschen Films, von jeder neuen Generation die „Rettung” zu erwarten, um sich dann nach dem „Lichtschimmer” des Debüts enttäuscht abzuwenden. Und es ist ja wahr: Der erste Film ist ein Versprechen, das schwer zu halten ist. Nicht so sehr, weil danach „alles Pulver verschossen” ist (wie man oft liest), als weil die Skizze suggestiver ist als das Gemälde: Es ist der Zuschauer, der sie vollendet. 

Auch Jessica Krummachers Debüt TOTEM ist eine solche Skizze, ein Horrorfilm in der Tradition von Jessica Hausners INTER-VIEW, aber ungerichteter, amorpher – ein Innuendo des Missbrauchs, des Übergriffs, in den Kulissen und Kostümen der Normalität. Realismus als Fratze. 

Mich hat der Film beeindruckt, ja verfolgt – er bringt einen irrlichternden Ton des Unbewussten in den deutschen Film, den ich vermisst habe. Und der Film ist nicht alleine: MORSCHOLZ, Timo Müllers Debüt von 2008, an dem Jessica Krummacher beteiligt war, weist interessante Parallen auf. Die beiden Filmemacher sind Partner in Leben und Film (die gemeinsame Firma heißt Klappboxfilme) und offenbar Seelenverwandte; beide Debüts traumwandeln zwischen Dokument und Fiktion, Alptraum und Banalität, man darf gespannt sein, wie sie dieses Projekt fortsetzen. 

Am 26.04.2012 bringt die Filmgalerie 451 (mit der Revolver in Sachen DVD Edition kooperiert) Jessica Krummachers erstaunlichen Film ins Kino. Wir wünschen viel Erfolg.

Update:
Die Berliner Vorpremiere findet am 18. April 2012 um 21:00 Uhr in der Volksbühne / Filmbühne statt.

(Eingestellt von Christoph)