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Auch die Woche der Filmkritik hat nur
sieben Tage. Warum einer an diese in China erfolgreichste
Fortsetzungsliebeskomödie  
„Don´t go breaking my heart“ von Jonnie To
vergeben wird?
Andere Filme aus China sind vielleicht über
Mädchen, die 12 Stunden in einer Textilfabrik arbeiten und heimlich einen weiten
staubigen Weg ins nächste Kino gehen.
Ich weiss, was diese dort an „Don´t go breaking my heart“ Mädchen mögen.
Frauen sind  handelnde Hauptpersonen, fahren
also zum Beispiel zusammen in ihren eigenen Ferraris herum. Sie haben Berufe,
Spass, wählen unter mehreren Männern abwechselnd einen aus, der die
grossen, weissen Ferraris der Frauen einparken darf. Sie sind Chefs
und miteinander befreundet. Sie verzeihen sich, sind solidarisch, auch
wenn sie was mit dem selben Typ hatten. Am Ende müssen sie nicht mal heiraten,
sondern sie fliehen mit neuen, alten Männern in unterschiedliche Richtungen. Wasser und Himmel
kommen vor. Fortsetzung folgt.
Die Diskussion
Die einfach wirklich schöne und schlaue Kritikerin von Variety beginnt
einen Satz mit: “If you see it from the gender point of view.” Es
ist völlig unmöglich, eine Blockbuster Liebesgeschichte nicht unter
dem “Gender point of View” zu sehen.
Hier geht es wie woanders darum, klugen
Mädchen, die selbst Chef sein und auf dem Finanzmarkt (oder sonstwo)
selbstständig eine grosse Nummer sind oder sein wollen, mit Gitzerkleidern, dem Erraten ihrer Lieblingslieder oder ähnlichem Zeug dazu zu bringen zu heiraten. Das ist in diesem Film total lustig, weil die asiatischen Frauen die Männer wie im wirklichen Leben ständig vertauschen. Wen sie heiraten, ist nämlich in diesem Kontext egal.
So verschieden sind wir auf diesem
Planeten auch wieder nicht. Die amerikanischen Datingrituale sind
mindestens so “childish” wie das Erraten von Liedern, die
jemand betrunken
singt. Zusammen Fußball gucken und dabei Oktopusse retten. Das sind doch nette,
romantische Ideen. Der Anrufstress in
amerikanischen Filmen auch nicht besser.
“They never had real sex!” sagt
die amerikanische Kritikerin. Sie sagt das als Kritikpunkt. Aber so wie der “Gender Point of View” eigentlich immer, präsent, ist
“real” (wow) Sex in Filmen eben nicht präsent. Sie meint das natürlich anders. Dass aber gerade hier kein Versuch unternommen wird, „real Sex“ zu bauen, dafür bin
ich Gott dankbar. (Kondome werden außerdem nach Farben/Größen sortiert. Ich finde das realistisch genug.) Gesellschaften und Körper sind
ausreichend durch Productplacement vereint. Dreimal: “Du solltest mehr Jogurt
trinken!” Ich dachte an einen Witz und wäre ohne die eingeladene, chinesische Filmkritikerin
nicht drauf gekommen.
Ich war nie in China, in Vietnam
wimmelt es allerdings nur so von selbstständigen, klugen Frauen. Männer
kriegen von ihnen lieber gar kein Geld in die Hand, trinken Bier oder schlafen. Die älteren Frauen sagen
warnend zu den Mädchen: “Heirate nicht zu früh.”
Wie in Deutschland damals meine Tante zu
mir.

Am nächsten Abend der Woche der Kritik wird ein
Film über einen jungen Poeten, dem nichts einfällt, gezeigt. Wie wäre es mit: Verlieben, Regieassistent für eine kluge Freundin werden, ihre
Lieblingslieder nach dichten?

“Jedes (asiatische) Mädchen ein
Tigerstaat für sich.”

Natürlich ist es interessant und
aufregend, Hong Kong Blockbuster zu sehen und darüber zu reden, aber wo gleichzeitig Filme wie …(setz ein was du willst…z.b. Black President
oder Flotel) laufen?
Ich wäre da allein nie hingegangen und es war doch sehr spannend!
Danke


Katrin Eissing