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Katrin Eissing: Ironie oder Anarchie?

ON AIR

R: VOLL:MILCH, Moritz Friese, Ariane Trümper, Nils Bultjer, DE 2017, 20 Min., englische OF

SEARCHING FOR OSGAR (EN BUSCA DEL ÓSCAR)

R: Octavio Guerra, C: Oscar Peyrou, K: Víctor Montoya, ES 2018, 75 Min., spanische OmeU – WP

In der Mitte, bzw. am Turning point der Woche der Kritik kann ich nichts mehr sehen ausser Oscars Augen, die wie ein Spiegel die Welt auf uns alle zurückwerfen. Er hat beschlossen, den Rest seines Lebens nun nicht mehr wie ein Neandertaler in einer dunklen Höhle, in dem ihm fremde Träume vorgespielt werden, zuzubringen, sondern es zu wagen, echte Menschen, das Leben auf der anderen Seite der Leinwand zu sehen. Vielleicht umzuziehen? Filme will er nur noch nach Plakaten beurteilen. Alles soll gleichzeitig sein.

Ziemlich lustig wie ihn alle ansehen: den alternden Filmkritiker, der verstanden hat, was er nicht will, sich aber aus Gewohnheit und wegen der alten Freunde, oder um Unterhosen einzukaufen, noch auf den grossen Festivals der Welt herumtreibt. Fremd wie alle, wenn der Code wechselt … ein Alien. Er fühlt sich auch so und will da raus. Als er endlich ins Licht der Wirklichkeit tritt, wird er gleichzeitig blind.

Oscar lächelt kaum einmal und es wird irgendwann sehr anstrengend, seine Anstrengung wie die eigene fühlen zu können. Es ist schwer, ewig den Abstand von der Welt zu spüren, und dass man selbst auch so nicht mehr weiter leben kann. Oscar möchte Freunde treffen und geliebt werden und er drückt das aus. Vielleicht ist das gar kein Film?

Eigentlich möchte ich den Film nur von dem Plakat her verstehen, so wie Oscar es versuchen würde:

Ein alter Mann steht in einem dunklen Hohlweg in Richtung Licht. Wir sehen seinen Umriss, ein bisschen schief. Er ist unsicher, er könnte fallen, wenn da nicht das starke Dunkel wäre, dass ihn rahmt. Er geht auf dem Lichtstrahl wie auf einem Weg. Er hat seine Badetasche dabei und möchte zum Meer. Dort sind die Geräusche der Kindheit. Die blendende Liebe „… lass mich in deinem Schatten sitzen.“ sagte er später (nach/aus dem Plakat) dort angekommen. „Ich habe dich so sehr vermisst.“

Der erste Film ON AIR handelte auch von der Abwesenheit der Inhalte und Bilder. Er ist so sehr ein Nichts-Film, dass er von einem Theaterkollektiv gemacht werden musste.

Die Debatte war schön. Andrea Seibl toll, verteidigte die Filmkritik und: „to devote your life to films“. Ich sass neben einem sehr jungen Filmkritiker, der sein Leben „auch nicht im Dunkeln verbringen will“. Wir flüsterten Blödsinn in komischem deutsch/französisches Kauderwelsch und hatten extrem lustige aber anstrengende Lachanfälle, wie in der Schule. So sehr, dass wir uns hinter den Sitzen versteckten und Schaals um die Köpfe wickelten. war peinlich, aber total angemessen. Nicht weil es so lustig war, sondern rührend.

Es gibt ein paar Leute die während der Debatten auf der Woche der Kritik fast immer irgendetwas sagen, manchmal sind das unnötige und lachhafte Sachen. Aber ich muss bemerken, dass mir langsam die Leute, die durch besondere Uncoolheit auffallen die coolsten sind. Wieso ist das Leben so kurz? Wenn endlich etwas gut zu erkennen ist, kann man es bald schon nicht mehr sehen.